Sandro Wagner FC Bayern GFXGoal / Getty Images

Giovane Elber im Goal-Interview: "Wagner war bisher nicht gut in der Jokerrolle"


EXKLUSIV

Giovane Elber stürmte sechs Jahre für den FC Bayern München , inzwischen arbeitet er als Markenbotschafter für den deutschen Rekordmeister. Im Exklusiv-Interview mit Goal spricht er über die aktuelle Stürmersituation beim FCB, die Schwierigkeiten der Jokerrolle und Sandro Wagner .

Nagelsmann bestätigt: Bayern will Wagner

Giovane, wie beurteilen Sie die Stürmersituation beim FC Bayern?

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Giovane Elber: Ich glaube, dass der Verein erkannt hat, dass er einen zweiten Stürmer braucht. Es wurde schon viel gesprochen, auch Robert Lewandowski hat sich zu Wort gemeldet . Wenn also ein guter Stürmer auf dem Markt ist, dann werden die Bayern zugreifen. Sie werden aber nicht irgendeinen Angreifer kaufen, nur um einen Stürmer zu holen. Es muss jemand sein, der zum Verein passt.

Das Problem ist doch: Mister X müsste sich mit der Reservistenrolle hinter Lewandowski zufrieden geben, aber gleichzeitig ein besserer Mittelstürmer sein als Thomas Müller.

Elber: Genau, und das ist nicht einfach. Deswegen muss man Geduld haben. Man darf jetzt nicht durchdrehen und auf die Schnelle etwas machen. Wie ich die Verantwortlichen kenne, analysieren sie die Lage schon seit Monaten.

Die Suche dauert schon sehr lange. Matthias Sammer sagte bereits vor zwei Jahren als Sportdirektor des FC Bayern im Goal -Interview auf die Schwachstelle des fehlenden Lewandowski-Backups angesprochen: "Das ist ein Punkt, über den wir mit Sicherheit nachdenken. Ich kann Ihnen versichern, dass wir solche Themen gut im Blick haben."

Elber: Ich glaube, der FC Bayern hat aus der Vergangenheit gelernt. Vergangene Saison hat Lewandowski gegen Real Madrid (im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League, Anm. d. Red.) gefehlt. Da hat man schon gemerkt, dass es eine Alternative braucht. Jetzt war es wieder der Fall im Spiel bei Celtic, auch wenn Bayern gewonnen hat.

Sandro Wagner FC Bayern GFXGoal / Getty Images

Sandro Wagner gilt als heißester Kandidat. Hoffenheim-Trainer Julian Nagelsmann hat am Donnerstag sowohl das Interesse der Bayern an Wagner als auch Wagners Interesse daran, zu Bayern zu wechseln, bestätigt. Wäre er eine gute Lösung?

Elber: Der FC Bayern ist ein guter Verein, den Sandro Wagner bereits gut kennt. Von daher glaube ich, wäre es kein Problem, dass er zum FC Bayern geht. Wer die Möglichkeit hat, für Bayern zu spielen, denkt nicht lange darüber nach. Als Spieler weiß man, was das für ein Verein ist. Wagner ist außerdem deutscher Nationalspieler, er würde schon gut zu uns passen.

Für Wagner würde ein Wechsel aus privater Sicht sinnvoll sein, seine Familie wohnt in Unterhaching, das ständige Pendeln sei "zum Kotzen", sagte er kürzlich der tz. Aber wie sieht es sportlich aus? In 66 Jokereinsätzen in der Bundesliga traf er nur einmal. Zudem erklärte Wagner im Februar 2016 im 11Freunde-Interview: "Ich fühle mich tausend Mal wohler, wenn ich von Anfang spiele, und ja, ich gebe zu, ich bin kein guter Einwechselspieler." 

Elber: Wenn er so etwas sagt, muss man gut zuhören. Es gibt ganz klare Erwartungen, falls er zu uns kommt. Er weiß selbst, dass nur mit einem Stürmer gespielt wird, und das ist Lewandowski. Als Joker ist es schwierig. Es gibt nur wenige Spieler, die mit dieser Rolle umgehen können. Zu meiner Zeit hatten wir Alexander Zickler im Kader, das war ein richtiger Joker. Ihn konnte man immer bringen, er hat immer sein Tor geschossen. Aber das schaffen nicht viele Spieler.

Würde sich Wagner mit einem Wechsel im Hinblick auf die Weltmeisterschaft einen Gefallen tun?

Elber: Der Spieler muss genau wissen, was er will. Wenn man nicht spielt, ist es schwierig, nominiert zu werden. Die meisten Nationaltrainer wollen Spieler mitnehmen, die Spielpraxis haben. Das gilt, denke ich, auch für Jogi Löw.

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Was würde Giovane Elber in Wagners Situation machen?

Elber: Puh. (überlegt) Also bei der brasilianischen Nationalmannschaft muss man regelmäßig spielen, sonst hat man gar keine Chance, eingeladen zu werden. Es gab viele Spieler, die erst ins Ausland gegangen und später zurück nach Brasilien gewechselt sind, weil sie wieder mehr spielen und dem Nationaltrainer zeigen wollten, dass sie gut drauf sind. Letztlich muss der Spieler entscheiden. Er muss seine Situation genau analysieren und versuchen, einzuschätzen, ob ein Transfer gut für ihn wäre. Als Außenstehender ist es schwierig, die Situation zu beurteilen. Es kann sein, dass Wagner zu uns kommt und dass es passt. Er war bislang nicht gut in der Jokerrolle. Vielleicht kommt er aber nach München und dann passt es.

Wäre es aus Bayern-Sicht nicht klüger, sich um einen jüngeren Stürmer wie Kasper Dolberg zu bemühen, den man langfristig aufbauen kann?

Elber: Das muss der Verein entscheiden, die Scoutingabteilung und der Sportdirektor. Das ist eine Sache, über die man zumindest nachdenken muss. Es ist nicht verkehrt, einem jungen Spieler die Chance zu geben. Lewandowski wird irgendwann auch älter oder will sogar wechseln. Und dann hätte man einen jungen Spieler, der schon Erfahrung gesammelt hat. 

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