Luka Modric CroatiaGetty Images

Luka Modric: Vom abgelehnten Talent zum besten Mittelfeldspieler der Welt


HINTERGRUND

Luka Modric ist einer dieser Spieler, die mit fortschreitendem Alter immer besser werden. Der Mittelfeldmann von Real Madrid, der bei der FIFA-Gala vor wenigen Wochen in die Weltelf des Jahres gewählt wurde, belegt beim Voting zur Goal 50 den dritten Platz hinter Cristiano Ronaldo und Gianluigi Buffon - und das verdientermaßen.

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Modric wurde am 9. September 1985 in Zadar geboren, wuchs allerdings mit seiner Familie passenderweise im nahegelegenen Dorf Modrici auf. 

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Benannt nach seinem Großvater Luka, der während eines Massakers des serbischen Militärs im Dezember 1991 ums Leben kam, kehrte Modric mit seinen Eltern zurück nach Zadar. Mit Flüchtlingsstatus lebte die Familie im Hotel Iz (dort, wo Fans in diesem Jahr Graffitis mit Anti-Modric-Aussagen an die Wand sprühten, weil dieser im laufenden Verfahren gegen den verhassten Ex-Zagreb-Boss Zdravko Mamic zugunsten des Angeklagten ausgesagt hatte).

luka modric kid zadar

"Wir haben uns in Zadar kennengelernt, als wir noch Kinder waren, spielten zusammen bei Hajduk vor und waren Teamkollegen in den kroatischen U-Auswahlmannschaften", erzählt Grgurovic im Gespräch mit Goal. "Ich wurde damals als verheißungsvolleres Talent eingestuft, aber so ist es manchmal im Fußball. Spieler, die damals um ein vielfaches talentierter waren als Luka und ich, haben nie den Sprung geschafft."

Tomislav Basic, ein Experte aus Zadar, war es, der Modric bei Mamic und Dinamo in den Fokus rückte. Im Jahr 2000 wechselte Luka dann tatsächlich zum Rekordmeister. Rückblickend wird Basic nicht zuletzt deshalb als Modric' fußballerischer Vater bezeichnet. Bis zu Basic' Tod verband die Beiden eine enge Freundschaft. Selbstverständlich also, dass Luka auf der Beerdigung seines Förderers im Februar 2014 anwesend war, um Abschied zu nehmen.

luka modric - zrinjski - 2003 luka modric - inter - 2004Goran Stanzl/Pixsell

Der Wechsel zu Dinamo war zwar der Türöffner zu Lukas Karriere, wirklich auf sich aufmerksam machte der talentierte Strippenzieher aber während seiner Zeit bei Inter Zapresic, wo er leihweise spielte und erheblichen Anteil an einer überragenden Saison hatte, die der Außenseiter als Vizemeister abschloss.

>Lukas damaliger Trainer, Srecko Bogdan, verrät bei Goal: "Er kam gemeinsam mit Vedran Corluka und Hrjoje Cale bei uns an. Ich sagte ihnen, dass sie sich ihren Platz bei uns im Team verdienen müssen. Wenn sie das in ihren jungen Jahren schaffen, können sie später Großes erreichen. Nach nur einem Monat hatte sich Luka einen Platz in der Startelf erkämpft. Ich habe ihm mit auf den Weg gegeben, dass er keine Angst haben muss, ihm erklärt, dass ich immer hinter ihm stehe. Ich wollte einfach sehen, wie es um seine Bereitschaft bestellt war, hart zu arbeiten."

Bogdan erinnert sich außerdem: "Man kann durchaus einen Vergleich zu heute ziehen: Wenn er unter seinen Möglichkeiten spielte, spielte die ganze Mannschaft auf einem schwächeren Level. Bei uns agierte er hinter den Spitzen, war sogar recht häufig im Strafraum des Gegners zu finden. Seine größte Schwäche? Im Zweikampf mit physisch stärken Spielern war er nicht sonderlich durchsetzungsfähig. Das hatte er aber auch gar nicht oft nötig, weil er flink genug war, diesen Duellen oft aus dem Weg zu gehen."

"Er arbeitete immer für die Mannschaft und ich bin mir sicher, wir hätten damals den Titel geholt, wenn er nicht im Winter zurück zu Dinamo gemusst hätte. Bei mir hat er nie im defensiven Mittelfeld gespielt. Ich sah in ihm einen offensivorientierten Spieler. Alle seine Mannschaftskameraden haben ihn geliebt. Er war unglaublich", schwärmt sein Ex-Coach, der glaubt, dass Kroatien in nächster Zeit keinen Fußballer herausbringt, der auch nur ansatzweise über Modric' Können verfügt. "Er war immer selbstbewusst und wollte sein Ziel unbedingt erreichen. Es war eine wahre Freude, mit ihm zusammenzuarbeiten. Mittlerweile arbeite ich bei Inter mit Nachwuchsspielern und es ist defnitiv schwieriger. Zu der Zeit als Luka aufwuchs, erlernten die Kinder das Fußballspielen auf der Straße und wir mussten sie nur noch abrunden. Heute sind die klassischen Straßenkicker beinahe ausgestorben."

Luka Modric | TottenhamGetty Luka Modric UEFA Champions League

Vor seiner Leihzeit bei Zapresic war Modric in Bosnien untergekommen, wo er - auch leihweise - für Zrnjiski Mostar auflief. Dort wurde er von Stjepan Deveric trainiert, der ebenfalls bei Goal über seinen ehemaligen Schützling spricht: "Bei mir, ob in der Jugend von Dinamo oder später bei Zrnjiski, hat er immer im zentralen Mittelfeld gespielt. Weil er derart kreativ war und das besondere Talent hatte, sich immer aufzudrängen. Luka war technisch brillant, selbst die schlechten Plätze in Bosnien beeinflussten sein Spiel nicht. Er mauserte sich bei uns zum Führungsspieler, was wirklich beeindruckend ist. Er war gerade einmal 18 Jahre alt. Das Verblüffende bei Luka war, dass er neben dem Platz kaum auffiel, weil er so still war."

Deveric sagt: "Was ihm während seiner Karriere sehr geholfen hat, ist die Tatsache, dass er weitestgehend verletzungsfrei blieb. Viele Spieler geben sich schnell zufrieden, sobald sie bei einem großen Klub, in einer großen Liga anheuern. Aber nur die Besten schaffen den Sprung in die Weltspitze. Luka ist einer dieser wenigen."

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Neben seinen Übungsleitern in  Zrnjiski und  Zapresic fand Modric in seinen frühen Jahren auch in Slaven Bilic einen großen Fürsprecher. Der ehemalige Kroatien-Trainer, der jüngst beim englischen Erstligisten West Ham United geschasst wurde, ließ Luka zunächst in der U21 und im Anschluss im A-Kader der Kockasti eine Schlüsselrolle zukommen. 

2006, gegen Argentinien mit Lionel Messi, gab Luka sein Debüt für die erste Mannschaft. Mit 3:2 triumphierten die Südosteuropäer am Ende, angeführt von einem überragenden Modric, der seine Farben zwei Jahre später als Gruppensieger zur EM-Endrunde in Österreich und der Schweiz führte. Obwohl er dort in die Top-Elf des Turniers gewählt wurde, fiel die Wertschätzung in der Heimat eher mäßig aus. 

Seine Kritiker in Kroatien bemängelten, dass Modric zu ungefährlich vor des Gegners Tor sei, andere waren der Ansicht, Luka spiele in seinem Klub um ein Vielfaches besser als für die Vatreni. Seitdem hat sich Lukas Außenwirkung extrem verändert: Obwohl er in fünf Spielzeiten für Real lediglich elf Tore beisteuerte, genießt Modric bei den Blancos und mittlerweile auch in Kroatien großes Ansehen.

Jetzt, mit 32, in der Gewissheit nicht bis in alle Ewigkeit spielen zu können, hofft Modric, seine Klasse noch ein paar Jahre abrufen zu können. Und mit ihm hoffen nicht nur die Fans der Madrilenen, sondern eine ganze Fußballnation.

Goal 50 ist eine Auszeichnung, die jährlich vergeben wird. Chefredakteure und Korrespondenten der 37 Goal-Editionen in aller Welt gaben dabei ihre Stimmen ab. Sie bewerteten die Spieler nach Konstanz, ihren Leistungen in großen Spielen, Erfolge auf Klub- und Nationalmannschaftsebene sowie dem fußballerischen Vermächtnis.

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