HINTERGRUND
Ein unwiderstehliches Dribbling rund um den Sechzehner, mehrere Gegenspieler, die das Nachsehen haben, ein wunderschöner Abschluss mit dem linken Fuß: Was nach der Blaupause für einen Treffer von Barcelonas Superstar Lionel Messi klingt, gab es am 15. April diesen Jahres auch im Nagai Stadium von Osaka zu bestaunen. Es war nicht nur ein wunderschönes Tor, sondern auch ein historischer Moment, als in der 38. Minute Wunderkind Takefusa Kubo mit 15 Jahren, 10 Monaten und 11 Tagen zum jüngsten Torschützen des japanischen Seniorenfußballs wurde. Nebenbei tütete er damit noch den Sieg von Tokyos U23 ein.
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Doch das Ergebnis war an diesem Nachmittag zweitrangig, vielmehr stand die Tatsache im Fokus, dass ein Teenager sich gerade weltweit einen Namen gemacht hatte. Wobei: Nein, da war doch etwas! Denn Kubo lieferte unfreiwillig schon einmal Schlagzeilen. Er ist einer der Gründe, aus denen der spanische Top-Klub FC Barcelona 2014 wegen Regelverstößen bei den Verpflichtungen minderjähriger Spieler mit einer Transfersperre belegt wurde.
Kubo war von der Transfersperre direkt betroffen
Supertalent Kubo war bereits im Alter von neun Jahren nach Spanien geholt worden und verbrachte mehrere Jahre seiner Kindheit in La Masia, der berühmten Talentschmiede Barcas. Doch dann der Schock: Die Katalanen wurden von der FIFA nicht nur mit der Sperre sanktioniert, sondern mussten den damals 13-jährigen MIttelfeldspieler wieder abgeben.
Es folgte der Wechsel zum FC Tokyo, wo man den "japanischen Messi" mit offenen Armen empfing. Bislang tat die Rückkehr in die Heimat seiner Entwicklung jedoch keinen Abbruch. Aufgrund seiner herausragenden Fähigkeiten setzte er sich auch in sämtlichen Jugendmannschaften Tokyos spielend leicht durch und durfte folgerichtig bereits bei der Profimannschaft reinschnuppern. Im Normalfall agiert der Spielmacher aber noch im U23-Team, welches in der J3-League spielt. Dort gelang ihm auch sein überragendes Solo-Tor, dass ihn zum jüngsten Torschützen der drei höchsten Spielklassen machte. Die Freude war deshalb natürlich riesengroß.
"Ich bin glücklich, das ist unglaublich. Ich hoffe, dass ich dem Team auch künftig helfen kann", sagte der Linksfuß, der natürlich auch von Journalisten immer wieder auf den Vergleich mit Messi angesprochen wird: "Das will ich jetzt noch nicht. Ich hoffe, dass man mich später mit ihm vergleicht."
Es dauerte nicht lange, bis sein erster Einsatz für die Profimannschaft folgte. Am 3. Mai 2017 kam er im japanischen Pokal gegen Sapporo zum Einsatz und alle wollten Teil des Spektakels sein. Neben knapp 20.000 Zuschauern im Stadion berichteten unzählige Medien-Vertreter vom historischen Moment seines ersten Profispiels. Der Hype ist im Heimatland des Wunderkinds längst durch die Decke gegangen.
Einen 15-jährigen Jungen lässt das natürlich nicht unbeeindruckt. "Als ich im Stadion ankam, hörte ich die vielen Fans und war ein bisschen nervös. Aber als ich dann auf dem Platz stand, konnte ich es mir nicht leisten, nervös zu sein. Ich wollte nur meinen Job erfüllen", erklärte Kubo. "Nach meiner Nominierung für den Kader war ich bereit, überall zu sein, wo ich gebraucht werde. Ich hatte nur Angst, von den Fangesängen abgelenkt zu werden. Aber es fühlte sich gut an."
Barca-Karriere im zweiten Versuch?
Und es lief alles glatt. Tokyo gewann mit 1:0 und das Wunderkind war im Anschluss überglücklich. "Nach dem heutigen Spiel habe ich gemerkt, wie stark der Wettbewerb in der J-League ist. Schließlich habe ich aber nur meinen ersten Schritt gemacht. Vergleicht man es mit der J3-League, dann wird hier mehr One-Touch-Fußball gespielt."
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One-Touch-Fußball. Eigentlich auch ein Markenzeichen des FC Barcelona. Und der Traum von einer Karriere beim katalanischen Giganten soll noch nicht ausgeträumt sein. Die FIFA legte 2015 fest, dass Kubo frühestens im Alter von 18 Jahren wieder zu Barca zurückkehren darf. Ein Szenario, dass wahrscheinlicher sein könnte, als bislang vermutet. Wie es heißt, sollen die Verantwortlichen in regelmäßigem Austausch mit Kubos Familie stehen. Sie haben den potenziellen Messi-Nachfolger weiterhin auf dem Schirm.
Kein Wunder, es wäre auch mehr als fahrlässig, das Talent und vor allem die Entwicklung des jungen Mannes nicht genauestens zu verfolgen. Auch Englands Top-Klubs Arsenal und Manchester City sollen scharf auf eine Verpflichtung gewesen sein, als sich langsam abzeichnete, dass Kubo nicht länger in Spanien bleiben darf. Doch stattdessen folgte die Rückkehr nach Japan.
Die nächste große Bühne bietet ihm sich momentan bei der U20-Weltmeisterschaft in Korea. Ja, richtig gelesen! Der 15-Jährige (!) steht im Aufgebot der U20-Nationalmannschaft Japans und ist mit Abstand der jüngste Kicker bei der Endrunde. Gleich im ersten Spiel hatte er maßgeblichen Anteil am Sieg seiner Mannschaft, als er beim 2:1 gegen Südafrika Ritsu Doans Siegtreffer mustergültig vorbereitete.
Im Moment gibt es für Kubo keine Limits. Und mit Treffern wie jenen im April in Osaka nährt er die Hoffnungen, dass seine Talent ihm zu einer ähnlichen Laufbahn wie der Lionel Messis verhilft.