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Thomas Broich im Goal-Interview: "Sobald es um Australien geht, entwickeln sich alle zu Patrioten"


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Im Sommer 2010 hatte Thomas Broich genug vom deutschen Fußball und wechselte nach Stationen bei Wacker Burghausen, dem 1. FC Köln, Borussia Mönchengladbach und dem 1. FC Nürnberg zu Brisbane Roar nach Australien. In Down Under wurde der mittlerweile 37-Jährige viermal Meister, ehe er im August 2017 seine aktive Karriere beendete.

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Broich hat den Fußball in Australien in der jüngeren Vergangenheit geprägt, wurde 2014 gar zu Australiens Fußballer des Jahrzehnts gekürt. Im exklusiven Interview mit Goal erzählt er von den Besonderheiten des Fußballs bei den Aussies und vom Stellenwert im Vergleich zu den populären Sportarten Cricket, Australian Football und Rugby.

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Außerdem spricht er über die WM-Chancen der Socceroos, wie das australische Volk während der Weltmeisterschaft mit seiner Nationalmannschaft mitfiebert und nennt seinen Favoriten auf den Titel.

Thomas, vor knapp acht Jahren wagten Sie den Schritt nach Australien. An welchen Moment erinnern Sie sich als erstes?

Thomas Broich: Was bei mir so richtig haften blieb, waren die frühen Morgenstunden in Brisbane. Ich war damals am Anfang total gejetlagt und deshalb immer der Erste beim Training. Das war eine ganz besondere Atmosphäre, in einem neuen Land, fernab der Heimat, ganz allein. Die ersten Trainingstage hatten etwas Magisches. Das glich einer persönlichen Aufbruchstimmung.

Wie wurden Sie damals empfangen?

Broich: Ich war in Australien ein unbeschriebenes Blatt. Der ganze Hype entstand erst während der Saison, als wir als Mannschaft diesen Megaerfolg hatten. Meine Ankunft selbst ist total unaufgeregt über die Bühne gegangen, es gab keine mediale Präsenz oder Ähnliches. Die ersten Monate haben gefühlt unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattgefunden.

Als Europäer denkt man beim Gedanken an Sport in Australien zuerst an Cricket, Rugby oder Australian Football. Welchen Stellenwert hat der Fußball?

Broich: Cricket und die AFL (Australian Football League; Anm. d. Red.) haben auf jeden Fall die Nase vorne, der Fußball kann mittlerweile aber mit Rugby konkurrieren. Es gibt immer wieder unterschiedliche Phasen. In den vergangenen zwei, drei Jahren war zum Beispiel leider wieder ein leichter Abschwung in der A-League erkennbar. Davor hatte es aber einen extremen Boom gegeben - auch aufgrund ausländischer Stars wie Alessandro Del Piero oder Emile Heskey. Ich würde sagen, dass der Fußball sich mit Rugby um Rang drei streitet. Dennoch ist das alles sehr überschaubar. Die Vereine haben im Schnitt knapp 10.000 Zuschauer, das sagt eigentlich alles.

Wie beliebt ist der Fußball bei den Kids?

Broich: Im Nachwuchs ist der Fußball schon lange die Nummer eins. Sowohl bei den Mädchen als auch bei den Jungs wird vor allem Fußball gespielt. Das ist ja der absurde Punkt: dass diese Breite in höherem Alter verloren geht und der Fußball dann eher eine untergeordnete Rolle spielt.

Hat sich in den Jahren nach Ihrer Ankunft etwas am Stellenwert des Fußballs verändert?

Broich: Als ich damals nach Australien ging, war die Liga geprägt von 'Kick and Rush'. Seit 2010 hat sich spielerisch unheimlich viel getan. Da waren einige ziemlich fähige Trainer am Werk, die den Fußball näher an die europäische Art und Weise herangeführt haben. Davon hat der Sport unheimlich profitiert. Der Fußball war vorher in gewisser Weise eine Spielart des Rugbys, jetzt ist er deutlich europäischer. In dieser Hinsicht hat sich der Fußball in der jüngeren Vergangenheit also extrem weiterentwickelt.

Wie genau läuft die Nachwuchsarbeit in Australien ab?

Broich: Die Nachwuchsarbeit ist nicht annähernd so gut organisiert wie beispielsweise in Deutschland. Es wird jetzt langsam begonnen, für A-League-Klubs Nachwuchsleistungszentren aufzubauen. Zu meiner Zeit hatte Brisbane aber gar keine Jugendmannschaft. Da steckt vieles noch in den Kinderschuhen.

Sie waren sowohl in Deutschland als auch in Australien Profi: Wie groß sind die Unterschiede im Leben als Fußballer?

Broich: Vergleichbar ist das nur bei den Inhalten, das heißt die Spielvor- und -nachbereitung, den Trainingsumfang und den Spielablauf betreffend. Der krasse Unterschied ist abseits des Platzes, was dort geschieht oder in Australien eben nicht geschieht. Das Leben als Fußballer spielt sich nur auf dem Trainingsplatz und im Stadion ab. Dieses ganze Drumherum, das wir aus der Bundesliga kennen, gibt es nicht. Auch nehmen der Stellenwert des Fußballs und die damit verbundene Emotionalisierung der Menschen dort bei weitem nicht das Ausmaß an, wie wir es aus Deutschland kennen. Es ist alles wesentlich ruhiger.

Sehen Sie das positiv oder negativ?

Broich: Für mich persönlich war das definitiv positiv, aber natürlich sagt das auch etwas über den Stellenwert des Fußballs aus. Je wichtiger oder größer etwas ist, desto emotionaler wird es. Ich denke, dass es dem australischen Fußball nicht schaden würde, wenn mehr darüber diskutiert und berichtet würde. Aber die mediale Aufmerksamkeit oder auch die Involvierung der Fans hält sich in Grenzen.

Wird man denn auf der Straße erkannt?

Broich: Das ist ganz unterschiedlich. Nach sieben Jahren war das schon öfter der Fall, aber selbst da hatte ich nie das Gefühl, dass ich mich nicht frei bewegen kann. Natürlich gab es Situationen, in denen jemand ein Foto haben wollte, aber grundsätzlich kann man das Berufliche und das Private in Australien im Gegensatz zur Bundesliga eher trennen.  

Thomas Broich Brisbane Roar 2017Getty Images

Wie verhält es sich bei den Stars der anderen Sportarten wie Cricket, Rugby oder eben Australian Football?

Broich: Dort ist es schon anders. Zwar nicht in der Form, wie wir es aus der Bundesliga kennen, aber das liegt daran, dass die Australier schlicht mehr Sportarten haben. Wenn sich in Deutschland das Interesse auf Basketball, Handball und Fußball verteilen würde, dann wäre auch nicht jeder so ein unfassbarer Superstar, wie das momentan der Fall ist. Das ist in Australien eben anders. Dort interessieren sich manche Leute für Cricket, andere für die AFL und wieder andere für Rugby. Das geht teilweise so weit, dass es religiöse Züge annimmt. Es gibt beispielsweise zwei unterschiedliche Rugby-Verbände, zwischen denen man sich entscheiden muss. Dass es mehrere populäre Sportarten gibt, bricht die Bekanntheit der einzelnen Sportler herunter.  

Im Dokumentarfilm "Tom meets Zizou" gibt es eine Szene aus Ihrem damaligen WG-Leben in Köln, in der Sie gemeinsam mit Ihren Mitbewohnern etwas trinken und auch beim Rauchen einer Zigarette zu sehen sind. In der öffentlichen Wahrnehmung eines Fußballprofis in Deutschland ist das keineswegs selbstverständlich. Wie frei ist man diesbezüglich in Australien?

Broich: Die Australier sind mega-professionell und haben auch eine extrem hohe Erwartungshaltung, was die Vorbildfunktion der Sportler angeht. Ich würde behaupten, dass die Spieler wahnsinnig professionell agieren – gerade wenn man bedenkt, dass es so eine kleine Liga ist, die oft auch unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindet.

Ist das eine Sache der eigenen Einstellung oder wird dieses Verhalten von den Vereinen und Verbänden erwartet?

Broich: Ich würde sagen, dass es von innen heraus kommt. Das hat auch kulturelle Gründe. Die Australier sind eine Sportnation, da werden auch Schwimmen, Radfahren und andere Sportarten praktiziert. Außerdem sind die Australier beim Thema Gesundheit und Ernährung ganz vorne dabei. Rauchen ist sogar verpönt, ganz im Gegensatz zu Europa, wo das noch weit verbreitet ist. Australien ist als Sportnation sehr vorbildhaft.   

Welche Rolle haben der Druck und die Erwartungshaltung in Australien gespielt?

Broich: Das kommt wahrscheinlich darauf an, wen man fragt. Ich persönlich hatte es relativ leicht, weil ich vom sportlichen Potenzial vermutlich in der Spitze dabei war, deshalb war es auch nicht oft schwer, Leistung zu bringen. Ohne diesen medialen Druck war es leicht, zu performen. Die Australier spüren eher in der Hinsicht Druck, dass sie den Fußball erst zum Beruf machen und sich dann in diesem behaupten wollen. Im Optimalfall schafft man es nach Europa und kann etwas für die Zeit nach dem Fußball sparen. Daher ist es eher der existenzielle Druck, der auf vielen australischen Fußballern lastet. Wo kommt mein nächster Vertrag her? Schaffe ich es ins Ausland? Das sind dabei die entscheidenden Fragen. Vermutlich ist das vergleichbar mit Spielern aus der 3. Liga in Deutschland. Das ist also die Art von Druck, die man hier verspürt. Gleichzeitig bekommt man selbst in krassesten Krisensituationen keine Probleme mit den Fans oder dem eigenen Vorstand. Mit Misserfolg wird in Australien komplett anders umgegangen.

Australier kennen "nur den fünften Gang und Vollgas"

Beim australischen Lifestyle denkt man an surfende Beachboys, die ihre Freiheit genießen. Lassen sich die Australier tatsächlich so klischeehaft beschreiben?

Broich: Es ist jedenfalls nicht falsch. Wir hatten beispielsweise Auswärtsspiele in Sydney, da war das Mannschaftshotel am Coogee Beach. Du gehst dann vormittags noch mal schwimmen oder Kaffee trinken in der Sonne, es ist einfach alles locker. Gerade diese Outdoor-Kultur ist mega angesagt. Wenn das Wetter über das ganze Jahr gut ist und man sich gerne im Freien aufhält und entspannt ist, dann spiegelt sich das in allen Lebensbereichen wider. Gleichzeitig haben die Australier diese unfassbare Einstellung, wenn es um den Sport geht. Sie haben eine gewisse Lässigkeit und Entspanntheit im Leben, aber sobald die Fußballschuhe geschnürt werden, gibt es nur den fünften Gang und Vollgas.  

Gab es eine Situation in Australien, die Sie besonders überrascht hat?

Broich: Für mich war es tatsächlich die Einstellung zum Sport. So etwas habe ich in Deutschland nicht erlebt. Wir waren als Fußballer eher verwöhnt und oft divenhaft, das gibt es in Australien nicht. Unabhängig davon, ob es die erste oder letzte Trainingseinheit der Saison ist oder ob du in einem Spiel 3:0 führst oder hinten liegst, man kennt nur Vollgas. Das ist ein Arbeitsethos, der keine Entschuldigungen zulässt und Faulheit oder Extravaganz nicht duldet. Wenn man es mit einer Phrase beschreiben müsste, stehen harte und ehrliche Arbeit absolut im Vordergrund.

Welches Erlebnis hat Ihre Zeit in Australien am meisten geprägt?

Broich: Vermutlich das erste Grand Final, das wir gespielt haben. Wir lagen in der Verlängerung schon mit 0:2 zurück, haben quasi mit dem Schlusspfiff das 2:2 erzielt und das Ding anschließend gewonnen. Da ist das ganze Stadion ausgerastet. Das fühlte sich an, als würde man gerade in Istanbul spielen. Den Support so zu spüren, war heftig und hat gezeigt, was in diesem Land möglich wäre.  

Die Betonung liegt auf "wäre"?

Broich: Leider ja. Solche Geschichten finden eben nur punktuell statt. Da hast du am letzten Spieltag der einen Saison im Finale über 50.000 Zuschauer in orangefarbenen Trikots im Stadion, die komplett ausrasten, als stünde ihr Leben auf dem Spiel, und ein paar Wochen später sind es dann zur Saisoneröffnung nur 9.000. Das beschreibt es eigentlich ganz gut.

Australien ist seit 2006 regelmäßiger WM-Teilnehmer. Wie sehr freuen sich die Menschen auf das Turnier in Russland?

Broich: Die Australier fiebern total darauf hin. Es hängt natürlich davon ab, wie sich die Mannschaft auf dieser Bühne verkauft. Letztlich fällt viel davon auf die heimische Liga zurück. Die Australier haben in dieser Hinsicht einen besonderen Stolz. Wenn sie sich mit den großen Nationen dieser Welt messen können, ist das ein enormer Boost für den Fußball und eben auch für die Liga. Gleichzeitig gibt es eine gewisse Skepsis. Zum einen ist mit Ange Postecoglou der Trainer zurückgetreten, der die Qualifikation gemeistert hat und so etwas wie die Lichtgestalt des australischen Fußballs ist. Zum anderen ist die goldene Spielergeneration inzwischen Geschichte. Tim Cahill darf noch mitmachen, aber andere Stars wie Mark Viduka oder Harry Kewell haben ihre Karrieren längst beendet. Aus dem Nachwuchs kommt leider wenig nach, deshalb sind die Leute bezüglich des Potenzials der Mannschaft durchaus skeptisch.

Australia Fans World Cup 2014Getty Images

Haben Sie Tim Cahill persönlich kennengelernt?

Broich: Cahill hat im Spätherbst seiner Karriere ja selbst noch ein paar Jahre in der A-League gespielt, dort sind wir aufeinandergetroffen, mehr hatten wir aber nicht miteinander zu tun. Cahill ist in Australien schon ein richtiger Star, er hat jahrelang in der Premier League gespielt und ist echt eine Nummer. Aber mit mittlerweile 38 Jahren ist Cahill natürlich über seinen Zenit hinaus und soll eher punktuell Akzente setzen. Als richtiger Hoffnungsträger taugt er nicht mehr.

Wie haben Sie die WM 2014 erlebt?

Broich: Ich war damals in Australien und musste für die Spiele immer früh morgens aufstehen. Das WM-Halbfinale habe ich mir um 4 Uhr morgens in einer Kneipe in Brisbane reingezogen, das war schon eine geile Nummer, diese Demontage Brasiliens. Das kam einem geradezu surreal vor.

Wie genau darf man sich das vorstellen, um 4 Uhr morgens als Deutscher ein WM-Halbfinale in einer australischen Bar zu verfolgen?

Broich: In Australien wird relativ viel Live-Sport übertragen, da kommen Menschen aus verschiedensten Nationen zusammen und gucken einfach zusammen Fußball. Es gibt im Land durchaus ein WM-Fieber, das kann man schon sagen.

Wie sieht es bei den Spielen der Australier aus? In Deutschland ist das Public Viewing ja weit verbreitet.

Broich: Die Australier verfolgen die Spiele eher in Kneipen oder Restaurants, diese Mega-Veranstaltungen gibt es nicht. Die Leute kleben schon alle vor den Bildschirmen, sie machen das aber lieber unter Freunden beim Grillen oder eben in der nächsten Kneipe.  

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In Deutschland hat man das Gefühl, dass ein ganzes Land für einige Wochen ins Fußball-Fieber verfällt. Ist das in Australien ähnlich?

Broich: Sobald es um Australien geht – egal bei welcher Sportart –, entwickeln sich alle zu Patrioten, da ist die Begeisterung enorm. Jeder verfolgt die Spiele und trägt ein Trikot oder einen Schal. Diesbezüglich gibt es also schon Parallelen zu Deutschland.  

Wie sehr interessiert man sich in Australien für die Legionäre?

Broich: Das sind die Botschafter des Fußballs, sie spielen eine unfassbar wichtige Rolle. Leider stehen sie momentan nicht bei den ganz großen Vereinen unter Vertrag, weshalb es schwierig ist, ein großes öffentliches Interesse an ihnen zu generieren und neue Helden zu schaffen. Am ehesten gelingt das Aaron Mooy von Huddersfield. Zudem freut man sich, wenn Mathew Leckie oder Robbie Kruse in der Bundesliga oder in der 2. Liga eine Rolle spielen, das wird wohlwollend zur Kenntnis genommen. Um ein Fieber zu entfachen, reicht es jedoch nicht.

Was trauen Sie Australien in einer Gruppe mit Frankreich, Dänemark und Peru bei dieser WM zu?

Broich: Ganz ehrlich, das wird sehr schwer. Erstens kommt ein neuer Trainer mit neuen Vorstellungen. Zweitens sind der Spielerpool sowie die Qualität überschaubar. Drittens ist die Gruppe nicht unbedingt die schlechteste. Die Australier sind daher schon krasser Außenseiter. Da muss viel passen, damit sie etwas reißen können.

Welche Erwartungen haben die Menschen an ihre Nationalmannschaft?

Broich: Es ist nicht so, dass die Leute enttäuscht wären, wenn es nicht über die Gruppenphase hinausginge. Das können sie schon realistisch einschätzen. Natürlich hat man aber gleichzeitig Hoffnungen. Diese Eigenschaft, niemals aufzugeben, ist in Australien vorherrschend, sie gehört zur Grundausstattung.

Wie sehr fiebern Sie als Fan bei den Spielen der Australier mit?

Broich: Ich fiebere nicht nur als Fan mit, denn ich war ja lange genug Bestandteil der heimischen Liga und dieser Fußballnation. Auf gewisse Weise kann das Abschneiden auch auf einen selbst zurückfallen, weil es auch die Liga in ein anderes Licht rücken würde, sollte die Nationalmannschaft auf der großen Bühne etwas reißen. Sollte man sang- und klanglos ausscheiden, würde man schnell als fußballerisches Dritte-Welt-Land abgestempelt. Deshalb habe ich daran auch meinen Anteil. Ich hoffe, dass Australien erfolgreich ist, bloß der Glaube daran fehlt mir ein bisschen.

"Die Titelverteidigung traue ich uns auf jeden Fall zu"

Wo verfolgen Sie dieses Jahr die WM?

Broich: Mittlerweile wohne ich wieder in Köln, deshalb werde ich die WM in Deutschland verfolgen und mal hier und mal dort sein. Ich freue mich durchaus, nach all den Jahren wieder mal ein großes Turnier in Deutschland erleben zu können.  

Wer ist Ihr Favorit auf den WM-Titel?

Broich: Ich glaube, dass unsere Jungs wieder ganz vorne mit dabei sein werden. Die Titelverteidigung traue ich uns auf jeden Fall zu, vor allem auch, weil ich nicht den Eindruck habe, dass irgendeiner satt ist. Es scheint keine Generation zu sein, die nach dem Erfolg von 2014 zufrieden ist und der deshalb die letzten fünf Prozent fehlen. Vielleicht liegt das auch daran, dass die Mannschaft doch ein wenig anders aussieht. Es ist definitiv ein guter Zug drin.

Haben das Aus der Bayern in der Champions League und die Niederlage im Pokalfinale für die Nationalmannschaft vielleicht sogar einen positiven Effekt?

Broich: Ich glaube nicht. Das sollte keinen großen Einfluss auf die Nationalmannschaft haben. Was uns Mut machen sollte, ist vielmehr die Tatsache, dass Bayern gegen Real Madrid überlegen war und aufgrund der individuellen Fehler ausgeschieden ist. Als Spieler spürt man, wenn man eigentlich die bessere Mannschaft war. Das könnte also sogar eine positive Nachwirkung haben.

Broich arbeitet bereits an Einstieg ins Trainergeschäft

Sie haben zuletzt Ihre Trainerausbildung begonnen und Ihre Hospitationen absolviert. Wie geht es weiter?

Broich: Demnächst mache ich meinen ersten Schein, in der Zwischenzeit werde ich als Experte für das Fernsehen arbeiten. Langweilig wird es also definitiv nicht. Außerdem muss ich mich in Deutschland erst einmal neu sortieren und für mich selber klären, in welche Richtung es für mich persönlich gehen soll.  

Wollen Sie denn im Profigeschäft arbeiten?

Broich: Ich wäre gerne ein guter Trainer. Wo mich das hinführt - ob das der Jugendbereich, das Ausland oder vielleicht sogar die Bundesliga ist -, das wird man sehen. Wahrscheinlich würde ich nicht Nein sagen und möglicherweise ist es auch das große Ziel, aber damit steht und fällt nicht alles. Mir geht es in erster Linie darum, das Gefühl zu haben, dass die Arbeit als Trainer Spaß macht und erfüllend ist. Ich sehe das alles relativ locker.

Worauf legt der Trainer Thomas Broich wert?

Broich: Das muss ich erst noch herausfinden. Den Trainer Broich gibt es ja noch nicht, der muss in den nächsten Jahren erst geformt werden. In erster Linie will ich mir viel an- und abschauen, momentan sehe ich mich als eine Art Student des Fußballs .  

Haben Sie schon eine Idee, an welchen Trainern Sie sich orientieren wollen?

Broich: Pep Guardiola finde ich weltklasse und teilweise revolutionär. Ich gehöre auch zu den Menschen, die Julian Nagelsmann total spannend finden. Auch andere Arten, wie man Fußball spielen lässt, finde ich interessant. Domenico Tedesco spielt mit Schalke einen ganz besonderen Fußball und auch Jürgen Klopp hat mit seinem Stil etwas Einzigartiges. In dieser Hinsicht hat der Fußball so viel zu bieten, da sollte man sich nicht auf eine Spielweise festlegen.

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