HINTERGRUND
Mit Donyell Malen, Gregor Kobel, Soumaila Koulibaly und Abdoulaye Kamara wurde der BVB bereits viermal auf dem Transfermarkt tätig.
Gerade letzterer dürfte den meisten Fans kaum ein Begriff sein. Wer ist der 16-jährige defensive Mittelfeldspieler, der ablösefrei aus dem Nachwuchs von PSG nach Dortmund wechselte und den Sebastian Kehl, Leiter der Lizenzspielerabteilung, als “hochveranlagten Spieler” bezeichnete?
BVB-Neuzugang Kamara: Mit 14 in der U19 und CL-Luft geschnuppert
Bei PSG, wo Kamara diverse Jugendabteilungen durchlaufen hatte, stieg er im Sommer 2019 bereits im Alter von 14 Jahren von der U17 in die U19 auf. Dort entwickelte sich der Rechtsfuß auf Anhieb zum Leistungsträger im Team von Cheftrainer Stephane Roche.
Kamara besticht durch seine Physis, gleichzeitig ist er technisch versiert und verfügt über eine enorme Schnelligkeit. Zudem kann der Rechtsfuß in der Innenverteidigung eingesetzt werden. Fähigkeiten, die nach Informationen der Ruhr Nachrichten auch andere, nicht namentlich genannte, internationale Top-Klubs auf den Plan riefen und die Kamara in Paris bereits erste Berührungspunkte mit den Profis bescherten.
Nächstes Spiel
Mauricio Pochettino berief den Teenager in der vergangenen Spielzeit regelmäßig ins Profi-Training. In der abgelaufenen Champions-League-Saison stand Kamara im Viertelfinalhinspiel gegen den FC Bayern München sogar im Kader. Seine einzige Partie für die PSG-Profis absolvierte er im Sommer 2020 beim Freundschaftsspiel gegen Sochaux.
Kamara “einer der besten Spieler der Nachwuchsakademie”
Dass Kamara bereits in solch jungen Jahren an die Profis herangeführt wurde, ist für PSG-Experten Benjamin Quarez von der französischen Tageszeitung Le Parisien keine Überraschung.
"Er war einer der besten Spieler der Nachwuchsakademie”, betont Quarez im Gespräch mit Goal und SPOX: “Kamara verfügt über sehr großes Potenzial für eine erfolgreiche Karriere.”
Logisch also, dass die Pariser darum kämpften, Kamara zu halten. “PSG hätte ihn gerne mit seinem ersten Profivertrag ausgestattet, allerdings konnten sie sich nicht einigen”, erklärt Quarez: “Damit hat der Verein erneut einen sehr guten Spieler verloren."
Kingsley Coman, Tanguy Nianzou oder Moussa Diaby sind wohl die prominentesten Beispiele auf der langen Liste der flüchtenden Pariser Talente, die bei den PSG-Profis keine Perspektive sahen.
Imago ImagesFehlendes Vertrauen und mangelnde Wertschätzung lauten dabei meist die Vorwürfe der beteiligten Akteure. Der Weggang eigener Juwele sorgt auch bei den Verantwortlichen des französischen Spitzenklubs für Verärgerung.
Mit Coulibaly (17) fand diesen Transfersommer bereits ein weiteres vielversprechendes PSG-Talent den Weg nach Dortmund. 2017 schnappte sich der BVB Dan-Axel Zagadou aus dem Nachwuchs der Hauptstädter.
Kamara und seine Perspektive beim BVB
Dass die Westfalen europäische Top-Talente exzellent entwickeln können, zeigte sich nicht zuletzt am Beispiel Jude Bellingham, der im vergangenen Sommer als 17-Jähriger nach Dortmund wechselte und sich auf Anhieb etablierte.
Ob Kamara allerdings ebenfalls direkt auf ähnlich viel Spielzeit kommt, ist nicht nur angesichts der Konkurrenz im defensiven Mittelfeld um Bellingham, Mahmoud Dahoud, Thomas Delaney, Emre Can und den wiedergenesenen Axel Witsel fraglich.
Seit der coronabedingten Unterbrechung der letzten U19-Saison im Oktober vergangenen Jahres absolvierte Kamara kein einziges Pflichtspiel mehr. Praxis erhielt er also ausschließlich im Training der Profis.
Aktuell weilt Kamara mit den BVB-Profis im Trainingslager in Bad Ragaz, soll sich erst einmal dort beweisen und könnte im Testspiel am Freitag gegen Bologna sein Debüt in Schwarz-Gelb geben.
Sollte sich Kamara nicht sofort überraschend für einen Kaderplatz bei der ersten Mannschaft empfehlen, dürfte er wohl zunächst über die U19 an die Profis herangeführt werden. Einsätze bei der vereinseigenen U23 dürften sich aufgrund des bereits laufenden Drittligabetriebs als schwierig erweisen.