HINTERGRUND
Mit 17 Jahren war er Kapitän im Profi-Fußball. Mit 17 Jahren debütierte er für die Niederlande in der Nationalmannschaft. Mit 18 Jahren ist er nun Stammspieler bei Ajax Amsterdam, seinem Klub: Matthijs de Ligt hat in seiner kurzen Karriere schon das erreicht, was manchen Erstliga-Kickern trotz aller Bemühungen nie gelingen wird. Dass er erst im August 19 Jahre alt wird, macht ihn umso begehrter – für Top-Vereine wie Barcelona und Bayern München, die angeblich schon mehr als nur ein Auge auf den Teenager geworfen haben.
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Regelmäßig sind die Scouts der großen Vereine in der Amsterdam Arena zu Gast, um sich persönlich davon zu überzeugen, was de Ligt kann. Und das ist einiges – sonst hätte er in einem Fußball-Land wie den Niederlanden nicht solch einen rasanten Aufstieg hingelegt.
"Seine Stärke ist seine Physis. Obwohl er erst 18 Jahre alt ist, ist er groß und kräftig. Er gewinnt deshalb viele Zweikämpfe", erklärt Jacco Sijnesael von Goal Niederlande. "Eine andere Stärke ist sein Passspiel", fügt er hinzu. In dieser Saison war de Ligt in der Eredivisie lange Zeit der Abwehrspieler mit der besten Passquote. "Er fühlt sich mit dem Ball am Fuß wohl und wird nicht unruhig, wenn er unter Druck gesetzt wird. Dann löst er die Situation spielerisch", sagt Sijnesael.
De Ligt ist gleichermaßen stark in Defensive und Spielaufbau
Mit und gegen den Ball ist de Ligt gut – und das ist nun mal die perfekte Kombination für einen Defensivakteur, der auch im Spielaufbau einen entscheidenden Beitrag leisten soll. Bei seinen Abwehraktionen fällt auf, mit welcher Entschlossenheit und Konzentration der 18-Jährige in die Duelle mit den gegnerischen Angreifern geht. Entschlossenheit, weil er sich auch nicht davor scheut, in brenzligen Lagen die gute alte Grätsche auszupacken, um den Gegner vom Ball zu trennen. Konzentration, weil er in den Eins-gegen-Eins-Duellen den Blick nicht vom Ball abwendet. De Ligt hat alles fest im Blick, lässt sich von Tricks und Täuschungen nicht irritieren – und erobert mit einem langen Bein die Kugel, wenn der Stürmer an ihm vorbeiziehen will.

"In dieser Saison ist er stabiler und leistet sich fast keine Fehler", lobt Jacco Sijnesael. Das überzeugte nicht nur seinen Vereinstrainer Marcel Keizer, ihm seit Saisonbeginn einen Stammplatz zu geben, sondern auch dessen Nachfolger Erik ten Hag, weiter auf ihn als feste Größe in der Ajax-Defensive zu setzen. Und es überzeugte Nationalcoach Danny Blind, den damals 17-Jährigen im wichtigen WM-Quali-Spiel in Bulgarien ins kalte Wasser zu werfen. "Jeder vergisst eigentlich, dass er erst 18 Jahre alt ist. Er hat alles, um ein Top-Verteidiger zu werden", so Sijnesael.
Ein Länderspiel, in dem es für die Niederlande um fast alles ging. Ein Europa-League-Finale, in dem es Ajax mit dem großen Manchester United aufnehmen musste: Matthijs de Ligt hat schon vieles gesehen – und das ist für den Klub aus Amsterdam aktuell der einzige große Nachteil, bei all der Freude, die die Verantwortlichen und Fans am Eigengewächs haben. Denn Ajax hat in dieser Saison nicht viel an Highlights zu bieten: Im Europapokal ist der Klub nicht mit dabei und die Eredivisie ist auf Dauer zu schwach, um die weitere Entwicklung de Ligts weit vorantreiben zu können.
Wie würde sich Matthijs de Ligt bei Barcelona oder Bayern schlagen?
"In der Eredivisie kommt er locker zurecht, aber die Frage ist, wie er bei einem Top-Klub gegen Top-Gegner auftreten würde", nennt Sijnsdael den entscheidenden Punkt. "Er wird in dieser Saison nicht besonders herausgefordert", ergänzt er. Die Frage würden die Top-Klubs wie Barcelona und Bayern München gerne de Ligt beantworten lassen. "Dass ich mit großen Vereinen in Verbindung gebracht werde, ist schön, aber nichts ist konkret", sagte er Elf Voetbal. "Ich konzentriere mich auf Ajax und will diese Saison Meister werden", fügte er hinzu. Die Einstellung passt zum zurückhaltenden Verteidiger: Er hat das kurzfristige Ziel im Blick – und mit Sicherheit auch die langfristige Karriereplanung im Hinterkopf.
Dass sein Name in der Gerüchteküche hoch gehandelt wird, lässt de Ligt selbst nicht aufhorchen. "Jeder Klub in Europa kennt jeden Spieler, jedes Talent wird beobachtet. Eigentlich ist das keine Nachricht wert", meinte er zu den Spekulationen.
Aber nicht jedes Talent ist derart talentiert wie Matthijs de Ligt.