EXKLUSIV
Am Mittwoch (21 Uhr live auf DAZN und im LIVE-TICKER) trifft Mario Götze mit Borussia Dortmund im Champions-League-Achtelfinale auf Tottenham Hotspur. Davor sprach er im Interview mit DAZN und Goal über Ähnlichkeiten zwischen ihm und Christian Eriksen, seine Anlaufzeit mit Trainer Lucien Favre und die Schwarz-Weiß-Malerei im Fußball.
Erlebe den BVB in der Champions League gegen Tottenham im LIVE-STREAM auf DAZN. Jetzt Gratismonat sichern!
Außerdem äußerte er sich zu seiner persönlichen Situation, seinen Zielen und der Wichtigkeit von Kapitän Marco Reus.
Welchen Unterschied sehen Sie zwischen der Bundesliga und der Premier League?
Mario Götze: Ich kann das natürlich nur aus der Bundesliga-Perspektive beurteilen, da ich bisher nur in Deutschland gespielt habe. Insofern ist es schwierig, Vergleiche zu ziehen. Als Außenstehender muss ich aber sagen, dass die Premier League eine sehr attraktive Liga ist. In England gibt es fünf, sechs, sieben große Vereine. In der Meisterschaft kann man sich nie sicher sein, wer am Ende den Titel gewinnt. Es ist eine sehr spannende Liga, aber die Bundesliga muss sich auf keinen Fall verstecken.
Im Achtelfinale der Champions League treffen Sie mit dem BVB auf Tottenham Hotspur. Wie stark schätzen Sie die Spurs in Relation zu den anderen Top-Teams ein?
Nächstes Spiel
Götze : Sie sind sehr stark, haben ein sehr gutes Konzept. Der Trainer (Mauricio Pochettino, Anm. d. Red.) ist schon lange da. Sie haben Spieler mit enormer Qualität, die ebenfalls schon lange im Verein sind. So etwas ist großartig, um etwas aufzubauen. Wir haben im vergangenen Jahr schon in der Champions-League-Gruppenphase gegen Tottenham gespielt und beide Spiele verloren. Wir wissen, wie wichtig das Spiel für uns und wie gut der Gegner ist. Es wird sicher interessant und spannend.
Ist es ein Vorteil für den BVB, dass Harry Kane und Dele Alli voraussichtlich mindestens das Hinspiel verpassen werden?
Götze: Natürlich bringt Kane eine enorme Qualität mit. Er ist extrem wichtig für die Mannschaft. Aus der Vergangenheit weiß ich, dass es in solchen Spielen oft um Kleinigkeiten geht. Die Ausfälle sind für uns also vielleicht ein kleiner Vorteil, aber im Großen und Ganzen werden es trotzdem zwei schwierige Spiele. Für uns ist ohnehin nur wichtig, dass wir unser Spiel spielen und dass möglichst alle fit bleiben, damit wir mit der besten Elf in die Duelle gehen können. Das wird entscheidend sein.
Bei Tottenham zieht Christian Eriksen die Fäden im offensiven Mittelfeld. Als Sie 2013 vom BVB zum FC Bayern gewechselt sind, gab es in Dortmund Überlegungen, Sie durch Eriksen zu ersetzen, letztlich kam Henrikh Mkhitaryan. Sehen Sie Parallelen zwischen sich selbst und Eriksen?
Götze: Ja. Die Position, die er einnimmt, die Art und Weise, wie er spielt, die Räume, die er sieht, die Scorerpunkte, die er sammelt. Er ist ein extrem wichtiger Spieler für Tottenham. Das sieht man auch daran, wie kontinuierlich er seine Leistungen abruft. Natürlich sehe ich aufgrund seiner Spielweise und seiner Erfolge gewisse Ähnlichkeiten zu mir.
Wie beurteilen Sie die Arbeit von Tottenham-Coach Mauricio Pochettino?
Götze : Das ist schwierig, weil ich ihn nie kennengelernt habe. Aber was ich so über Tottenham höre und was seine Spieler über ihn sagen, scheint er ein echter Fachmann zu sein. Er ist ein sehr guter Trainer und schafft es, mit seinem Konzept genau den Fußball zu zeigen, den er vermitteln möchte. Das ist eine großartige Sache. Wenn man die Tabellensituation von Tottenham jetzt und in den vergangenen Jahren sieht, dann haben sie Großartiges geleistet. Das liegt meistens am Trainer und dem Trainerteam. Diese Leistungen sind der Grund dafür, dass er bei fast allen Top-Klubs gehandelt wird.
BVB-Star Mario Götze: "Wir haben in allen Wettbewerben Spiele gedreht"
Was war die größte Stärke des BVB in der fabelhaften Hinrunde?
Götze: Wahrscheinlich die Chancenverwertung. Wenige Gegentore zu kassieren und vorne viele zu schießen, das war sicherlich unsere große Stärke in der Hinrunde. Dadurch haben wir letztlich die Spiele gewonnen, vor allem die engen. Wir haben in allen Wettbewerben Spiele gedreht. Es war eine großartige Leistung, die natürlich mit viel Arbeit verbunden war. Aber es hat sich definitiv gelohnt. Jetzt geht es vor allem darum, dass wir möglichst konstant bleiben.
Zum vierten Mal ist der BVB Herbstmeister. Alle drei Male zuvor wurde man am Saisonende auch Deutscher Meister. Ein zweiter Platz wäre demnach in dieser Saison kein Erfolg, oder?
Götze: Die Statistik kannte ich nicht, aber das ist natürlich gut zu wissen und hoffentlich ein gutes Omen (lacht). Hoffen wir, dass es sich auch bewahrheitet. Ich tue mich grundsätzlich aber immer schwer, Vergleiche anhand von Statistiken zu ziehen. Es kommt ja auch immer darauf an, wie lange die Statistiken schon zurückliegen, denn der Fußball verändert sich. Es gibt so viele Dinge, so viele externe Faktoren, die eine Rolle spielen. Ich hätte dennoch nichts dagegen, wenn sich diese Statistik bewahrheitet.
14 Jokertore zeugen von einer beeindruckenden Kadertiefe. Zeigt dieser Wert auch, dass jeder Einzelne einen Anteil am Teamerfolg hat?
Götze: Definitiv, das habe ich in der Form auch noch nicht erlebt. Es ist eine große Qualität, zu wissen, dass derjenige, der reinkommt, auch zuschlagen und der Mannschaft helfen kann. Das ist für alle Spieler wichtig, weil jeder weiß, dass er dazugehört. Es ist nicht selbstverständlich, dass so etwas in diesem Ausmaß passiert.
Marco Reus war vor seiner Verletzung wahrscheinlich in der besten Verfassung seiner Karriere. Wie wichtig ist er für die Mannschaft?
Götze: Sehr wichtig. Er bringt fußballerisch ohnehin eine enorme Qualität mit und hat zudem im Sommer das Kapitänsamt übernommen. Das war eine neue Aufgabe für ihn, die er mit Bravour gemeistert hat. Man darf nicht vergessen: Es zählt nicht nur das, was er auf dem Platz leistet. Er ist ein wichtiger Fixpunkt für uns.
Was zeichnet den Kapitän Marco Reus außerhalb des Platzes aus?
Götze: Dafür, dass er das Amt erst in diesem Sommer übernommen hat, hat er es sehr gut gemacht. Sei es, mit dem Mannschaftsrat die Verantwortung zu verteilen oder auch mal neben dem Platz lauter werden. Er schafft es, Dinge zu sehen und anzusprechen und das Gefühl dafür zu entwickeln, was gerade wichtig ist und was nicht. Dass er dazu seine Leistung auf dem Platz bringt, macht es noch besser.
Mario Götze über BVB-Coach Favre: "Haben eine Anlaufzeit gebraucht"
Auch für Sie läuft es immer besser. Beim 2:1-Sieg am 17. Spieltag gegen Borussia Mönchengladbach haben Sie beide Tore vorbereitet. Ein Zeichen, dass es für Sie wieder bergauf geht?
Götze: Auf jeden Fall. Wenn man die gesamte Hinrunde betrachtet, muss man sie zumindest mit einem positiven Ausgang bewerten. Das Spiel gegen Borussia Mönchengladbach war zudem noch ein sehr wichtiges, weil es gegen den Tabellenzweiten ging. Es hätte definitiv schlechter laufen können am Jahresende.
Wie hat sich Ihr Verhältnis zu Trainer Lucien Favre im Laufe der Saison entwickelt?
Götze: Ich glaube, dass wir eine gewisse Anlaufzeit gebraucht haben. Am Anfang war es ein bisschen schwieriger. Ich musste mich an seine Idee und Philosophie gewöhnen, an das, was er fordert. Ich habe versucht, ihm zu zeigen, dass ich das auch kann und möchte. Ich kann nicht in seinen Kopf reinschauen, aber zum Ende der Hinrunde hatte ich zumindest das Gefühl, dass er darauf eingegangen ist. Das hat sich dann auch in den Einsatzzeiten widergespiegelt. Ich denke, dass ich der Mannschaft einen gewissen Wert geben kann, und dass der Trainer diesen auch schätzt.
In den ersten sechs Bundesligaspielen sind Sie nicht zum Einsatz gekommen, dennoch hatte man das Gefühl, dass Sie ruhig geblieben sind und nicht für Unruhe gesorgt haben. Waren Sie schon immer so gelassen, auch wenn es mal nicht läuft?
Götze: In der Hinrunde war das nicht immer der Fall. Man lernt mit der Zeit viel dazu, mit den Erlebnissen, die man hat, gerade im jungen Alter. Mit den Jahren entwickelt man eine gewisse Gelassenheit. Man findet immer neue Situationen vor und muss damit umgehen. Es ist eine Eigenschaft, die ich mir angeeignet habe. Dass ich für mich schaue, dass ich das Beste aus meiner Situation mache - unabhängig von externen Faktoren.
Wie schwierig war es, sich diese Eigenschaft anzueignen?
Götze: Das kommt nicht von heute auf morgen. Man macht auch Fehler, durchläuft Prozesse. Es gibt Aufs und Abs. Es ist wie im Leben. Man muss einfach für sich filtern, was wichtig ist, und hier und da den Fokus neu definieren. Man lernt sich selbst mit zunehmender Erfahrung besser kennen und kann dann dementsprechend die verschiedenen Themen angehen.
Götze über BVB: "Müssen schauen, dass wir gut durchkommen"
Wie sehr nervt sie die Schwarz-Weiß-Malerei im Profifußball?
Götze: Ich habe mich dazu schon einmal geäußert. Ich finde es komisch, aber es gehört mittlerweile zum Geschäft. Der Fokus liegt gerade im Fußball darauf, dass eine gewisse Vermarktungsmöglichkeit gegeben ist. Deshalb wird das auch so gehandhabt. Das hat in meinem Fall natürlich auch schon stattgefunden.
Als Profisportler wird man mit Zielen und Erwartungen der Öffentlichkeit konfrontiert. Setzt man sich selbst auch Ziele?
Götze: Es kommt auf die Situation an. Natürlich ist es bei uns im Verein mit Blick auf den weiteren Saisonverlauf so, dass man sich gewisse Ziele setzt - auch persönliche. Im Fußball geht das aber eher von Sommer zu Sommer. Der Jahreswechsel ist eher eine kurze Pause, nach der es sofort weitergeht.
Gibt es ein konkretes Ziel für 2019?
Götze: Nein, ein konkretes Ziel gibt es nicht. Aber aufgrund der jetzigen Situation wollen wir in der Bundesliga konstant unsere Leistungen bringen. Es wird entscheidend sein, die restlichen Spiele auf Top-Niveau zu bestreiten. Wie ich schon gesagt habe: Es gibt viele externe Faktoren, die eine Rolle spielen. Wir müssen schauen, dass wir gut durchkommen und unser Niveau halten.
Haben Sie die Nationalmannschaft noch im Hinterkopf?
Götze: Auf jeden Fall. Ich habe ja schon einige Länderspiele gemacht, ich war schon sehr früh dabei und weiß, wie wertvoll die Zeit dort ist und welche Erfolge man dort feiern kann. Ich kenne das Umfeld und die Spieler, weiß, welcher Fußball dort gespielt wird. Das alles sind positive Faktoren. Jeder, der Fußball spielt, möchte auch zur Nationalmannschaft, das ist doch klar.