100-Millionen-Transfers sorgen immer für Aufsehen. Aber der Wechsel von Mykhailo Mudryk von Shachtjor Donezk zum FC Chelsea ist noch einmal eine andere Hausnummer.
Neymar, Kylian Mbappé, Antoine Griezmann, Cristiano Ronaldo, Eden Hazard: Sie alle kosteten einmal mehr als 100 Millionen Euro Ablöse. Jeder Fußballfan kannte diese Spieler vor ihrem Mega-Transfer. Sie schossen viele Tore und bereiteten sie vor. Sie waren eben Superstars.
Dann gab es in der 100-Millionen-Liga noch Spieler wie Ousmane Dembélé, Jack Grealish und João Félix. Noch nicht die Kategorie Superstar, aber zum Zeitpunkt des Wechsels zumindest Supertalente. Auch sie waren in der Fußballwelt jedem bekannt
Mykhailo Mudryk sollte vor wenigen Monaten noch 20 Millionen Euro kosten
Aber Mykhailo Mudryk? Hätte man vor ein paar Wochen vor jedem beliebigen Stadion Fans nach seinem Namen gefragt, hätte man in sehr viele ratlose Gesichter geblickt. Viele verfolgen ja auch nicht die vom Krieg gebeutelte ukrainische Not-Liga, in der Mudryk diese Saison in zwölf Spielen sieben Tore und sechs Assists verbuchte. In sechs Champions-League-Einsätzen kamen drei Tore und zwei Assists dazu. Gute Werte, aber eben nur über einen kurzen Zeitraum hinweg.
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Nicht falsch verstehen: Mudryk ist ein hochtalentierter Spieler und wie bei einer Aktie investiert man bei solchen auch, weil man für die Zukunft an eine Wertsteigerung glaubt.
GettyAber die 100 Millionen Euro, die Chelsea zu zahlen bereit ist - 70 Millionen als Sockelbetrag plus 30 Millionen mögliche Boni - sind dafür einfach überzogen.
Noch im vergangenen Mai war Bayer Leverkusen kurz davor, sich Mudryk zu schnappen. Damals stand noch eine Ablöse von rund 20 Millionen Euro im Raum!
FC Chelsea: Kaufrausch geht mit Mykhailo Mudryk weiter
Wenn Mudryk mit diesen Statistiken und ein paar guten Auftritten so viel Geld wert sein soll, wieviel soll man dann erst für einen Spieler wie Jamal Musiala veranschlagen?
Man kann sich nicht gegen das Gefühl wehren, dass es den Chelsea-Bossen beim Mudryk-Transfer zu einem großen Teil auch darum ging, dem Rivalen Arsenal eins reinzuwürgen. Die Gunners schienen mit Mudryk so gut wie einig, bis die Blues um den neuen Miteigentümer Todd Boehly mit einigen Extra-Millionen dazwischen grätschten - um Mudryk dann sofort stolz den Fans im Stadion an der Stamford Bridge zu präsentieren. Solche Aktionen trösten die Fan-Seele vielleicht kurz darüber hinweg, dass Arsenal die Tabelle anführt, während Chelsea auf Platz zehn liegt. Wirtschaftlich gesehen, ist das aber absurd.
GettySeit Boehly bei Chelsea am Ruder ist, tauschte er Trainer Thomas Tuchel gegen Graham Potter aus und gab für Transfers schon rund 355 Millionen Euro aus - vor Mudryk!
Nachhaltig ist das schon lange nicht mehr, denn so werden auch Werte verbrannt. Ein gutes Beispiel ist Kai Havertz. Der Deutsche wurde für 80 Millionen Euro verpflichtet, mit der Ankunft von Mudryk und dem teuer ausgeliehenen João Félix droht Havertz nun die Bank. Sollte Chelsea ihn verkaufen wollen, wäre sein Marktwert sicher signifikant gesunken. Genauso könnte es auch bei Hakim Ziyech, Mason Mount, Christian Pulisic oder Raheem Sterling laufen.
Mykhailo Mudryk: Ablösespirale dreht sich immer weiter
Der Mudryk-Transfer zeigt, dass sich die Ablösespirale immer weiter dreht. Hier kann man mit dem Finger nicht nur auf Chelsea zeigen. Überhaupt ist man in der Premier League bereit, ungebremst immer mehr Geld auszugeben.
Während man beim FC Bayern darüber verhandelt, ob man für einen neuen Torwart zwei Millionen Euro mehr oder weniger ausgeben kann, legte zum Beispiel Newcastle mit Saudi-Hilfe 70 Millionen Euro für Alexander Isak auf den Tisch. Beim FC Liverpool hat übrigens gerade ein Konsortium aus Katar Interesse an der Übernahme des Klubs angemeldet. Der absurde Mudryk-Transfer wird wohl nicht der letzte seiner Art bleiben.