Bayerns Ehrenpräsident Uli Hoeneß hat nach dem Last-Minute-Remis in Dortmund den Spielverlauf als "nicht Bayern-like" bezeichnet. Zudem ist er der Meinung, dass der FC Bayern auf absehbare Zeit einen Nachfolger von Robert Lewandowski verpflichten müsse.
"Das Unentschieden kann man nicht mit den Unentschieden zuvor vergleichen", nahm Hoeneß die Mannschaft in der BR-Sendung "Der Sonntagsstammtisch" in Schutz, angesprochen auf Remis wie gegen Mönchengladbach oder Stuttgart. "Wir haben beim wahrscheinlich zweitbesten deutschen Team vor über 80.000 gespielt und über 70 Minuten ein hervorragendes Spiel gemacht. Wir haben erst die Torchancen nicht reingemacht wie zu oft in letzter Zeit und dann das Spiel zu sehr aus der Hand gegeben. Das ist eigentlich nicht Bayern-like. Wenn man mal 2:0 führt, sollte man das Spiel gewinnen."
Was aus seiner Sicht Bayern-like sei, erklärte er so: "Mia san Mia. Einfach großes Selbstvertrauen und den anderen sagen: 'Jetzt kommt's mal schön und dann haut man ihnen das Dritte rein.'" Für Zweifel an Trainer Julian Nagelsmann sei es derzeit noch viel zu früh: "Es ist überhaupt kein Grund vorhanden. Wir sind gut in die Champions League gestartet und in der Tabelle in Reichweite der Spitze. Ich bin überzeugt, wenn sich alles normalisiert, dass wir wieder Tabellenführer sind."
Stattdessen sieht Hoeneß es als Tatsache, dass dem FCB ein Nachfolger im Kader für Robert Lewandowski sehr gut tun würde. "Eines ist ganz sicher: Ich glaube, dass uns ein Neuner fehlt. Es war eine schwierige Entscheidung, Robert abzugeben, mit dem Risiko, dass man gewisse Tore nicht macht - so wie Modeste ein Meter vor dem Tor. Dort steht normal der Mittelstürmer, der Knipser, den haben wir zurzeit leider nicht."
Jetzt müssen "Julian und die Mannschaft das irgendwie anders kompensieren." Im Sommer sei für einen solchen Spieler "das Geld nicht mehr da" gewesen. "Wenn man einen Top-Mittelstürmer geholt hätte, hätte man richtig hinlangen müssen. Der Anfang der Saison gegen Frankfurt und Leipzig hat gezeigt, dass es auch ohne geht." Mittelfristig müsse man sich allerdings mit dem Thema befassen.
Nächstes Spiel
Uli Hoeneß über Katar: "Dann gibt es keine Olympiade mehr ..."
Auch das Thema Katar kam zur Sprache, zu dem sich Hoeneß zuletzt medienwirksam im Sport1-Doppelpass äußerte. Er legte nach: "Auf der einen Seite sollte man dort nicht mehr hinfahren, als Fußballmannschaft und als FIFA, auf der anderen Seite war Robert Habeck in Katar und hat auf den Knien darum gebeten, dass wir Gas von ihnen kriegen. Es kann doch nicht sein, dass Deutschland demnächst von diesem Gas lebt und dann nichts mit ihnen zu tun haben will."
Eines sei sicher: "Durch die WM und durch das Engagement von Vereinen wie dem FC Bayern München werden die Menschenrechte dort besser. Und wenn wir rausgehen dort, werden sie sicher schlechter." Durch Sport würden die Kataris gezwungen werden, sich mit den Menschenrechten auseinanderzusetzen. Zudem störe Hoeneß der starke Fokus auf Katar, in vielen Nachbarländern herrschten ähnliche oder noch schlechtere Bedingungen.
Fast nur in Deutschland werde über solche Themen gesprochen. "Wenn man fast nirgends mehr Sport machen darf, wo die Menschenrechte nicht so gehandhabt werden wie bei uns, dann muss man aufhören. Dann gibt es keine Olympiade mehr in China oder in Sotchi. Und gleichzeitig werden in Garmisch-Partenkirchen die Olympischen Spiele abgelehnt, weil fünf Bäume gefällt werden müssen."
Zudem setzt sich Hoeneß dafür ein, den 2023 auslaufenden Vertrag des FC Bayern mit Qatar Airways zu verlängern: "Ich habe aber nichts zu entscheiden. Und zuerst muss man auch mal fragen, ob die Kataris verlängern wollen. Das ist ja auch nicht klar nach dem Theater in den letzten Jahren in Europa."