HINTERGRUND
Lionel Messis Augen strahlten wie die eines kleinen Jungen, dem beim Bolzen mit seinen Kumpels gerade das Siegtor für sein Team gelungen war. Mit dem rechten Zeigefinger deutete er freudetrunken auf seinen Wegbereiter, breitete dann die Arme weit aus und wartete, bis sein nur etwas mehr als halb so alter Teamkollege Pedri schließlich in selbige fiel und mit ihm jubelte.
Aus Sicht von Pedri war es die vielleicht höchste Anerkennung, die einem Fußballer zuteil werden kann. Noch viel mehr einem gerade mal 18-Jährigen. Wenn Lionel Messi, sechsmaliger Weltfußballer, so mit dir jubelt, will das schon etwas heißen.
Aus Sicht von Messi war es wahrscheinlich ein weiterer Schritt raus aus dem Tal, das er seit der Schlammschlacht um seinen dann doch nicht zustande gekommenen Abschied aus Barcelona im vergangenen Sommer durchschritt. In den ersten Wochen der laufenden Saison trat der 33-Jährige oft uninspiriert auf, er glänzte längst nicht so, wie man es von ihm gewohnt ist. Diese ursprüngliche Freude am Fußball, er schien etwas von ihr eingebüßt zu haben.
Pedri über Traum-Kombination mit Messi: "Ein superschneller Spielzug"
Pedri ist ein essenzieller Baustein dafür, dass jene Freude bei Messi wieder vollends zurück ist. Mit dem Youngster versteht er sich intuitiv. So wie am Mittwochabend, als er ihn mit diesem Strahlen übers ganze Gesicht zum Jubeln erwartete. Pedri hatte ihm den Treffer zum zwischenzeitlichen 2:1 bei Barcas 3:2-Erfolg in Bilbao herausragend vorbereitet, die Kugel per verzögertem Doppelpass mit der Sohle genau in Messis Lauf gelegt.
"Es war ein superschneller Spielzug", sagte Pedri nach der Partie. "Er lief in meinen Rücken und rief in meine Richtung, sonst hätte ich ihn nicht gesehen. Zum Glück kam der Torhüter raus und alles ging gut."
Nächstes Spiel
Die Zeitungen in Spanien überschlagen sich schon seit Wochen mit Lobeshymnen auf diese neue kongeniale Partnerschaft, die Messi wieder in hellem Licht erstrahlen lässt. "Der Schlüssel zu einer wahren Gemeinschaft", titelte die Mundo Deportivo und nannte Messi, Pedri und den zuletzt ebenfalls stark aufspielenden Frenkie de Jong das "Dreieck der Hoffnung".
GettyBild: Getty ImagesSchon zwei Tage vor Heiligabend, beim 3:0 in Valladolid, bereitete Pedri Messi ein Tor mit einem Geistesblitz vor. Auch da bedankte sich der Superstar umgehend beim Jungen von den Kanarischen Inseln, der so viel drauf hat.
Pedri bewegt sich hervorragend zwischen den Linien und kann vor allem genau das so extrem gut, was Messi seit über einem Jahrzehnt auf den Rasen zaubert: In der Zone rund um den gegnerischen Sechzehner, wo der Gegner- und Entscheidungsdruck am höchsten ist, hat er die Qualität, schnell die richtigen Dinge tun zu wollen und die fußballerische Fertigkeit, diese dann auch umzusetzen.
Pedri wurde von Real Madrid weggeschickt
Messi hat wieder einen Partner, mit dem er in ebendiesem Raum spielen kann, der seine Ideen unvermittelt versteht, der in ihm gewissermaßen den Straßenkicker wieder zum Leben erweckt hat. Dass Pedri nicht seit frühester Kindheit in einer großen Akademie ausgebildet wurde, er vieles spielerisch auf der Straße oder dem Bolzplatz lernte, kommt ihm hier sicherlich zu Gute. Bis er 15 war, kickte Pedri lediglich in der Provinz auf seiner Heimatinsel Teneriffa, erst dann entdeckte ihn UD Las Palmas bei einem Jugendturnier.
Auch bei Real Madrid absolvierte er einst ein Probetraining, erwischte aber eine Woche voller Schnee-Chaos in der spanischen Hauptstadt und zeigte sich vielleicht auch deshalb nicht von seiner besten Seite. "Am Ende sagten sie mir, dass ich nicht gut genug sei", verriet Pedri jüngst dem Radiosender Cadena Ser. "Ich danke der Person, die das zu mir sagte, denn jetzt bin ich bei dem Team, dass ich immer geliebt habe."
Barca wird dieser Person auch danken. Gut informierte Quellen bestätigen indes das Bild, das in den letzten Wochen ohnehin für alle ersichtlich ist, die die Spiele von Barcelona verfolgen: Messi ist extrem beeindruckt von Pedri. Nicht nur von dessen Talent, sondern auch von dessen professioneller Herangehensweise. "Pedri zeigt, dass er trotz seiner Jugend schon sehr reif ist", sagte Barca-Trainer Ronald Koeman nach dem Gala-Auftritt in Bilbao.
Bayern fragte bei Barca wegen Leihe von Pedri an
Koeman war von Pedri, der letzten Sommer aus Las Palmas nach Barcelona kam, sofort begeistert. Der spanische U21-Nationalspieler habe ihn von allen Akteuren im Kader "am meisten überrascht", sagte Koeman im November der Mundo Deportivo.
Er gab Pedri sofort seine Einsätze, in sieben der letzten acht Pflichtspiele stand er in der Startelf und hat auch durch sein überragendes Verständnis mit Messi großen Anteil daran, dass Barca nach schleppendem Saisonstart wieder in Schwung gekommen ist. Seit sieben Spielen haben die Katalanen in LaLiga nicht mehr verloren, davon fünf Partien für sich entschieden.
Koeman kann es dabei nicht hoch genug angerechnet werden, Pedri vor der Saison entgegen der Erwartungen vieler nicht verliehen zu haben. Auch der FC Bayern war nach Informationen von Goal und SPOX an einer Leihe des Top-Talents interessiert, blitzte allerdings ab.
Aus Sicht von Barca und Pedri war es die goldrichtige Entscheidung, dem Jungspund sofort das Vertrauen zu schenken. Und auch aus Sicht von Lionel Messi.