TV-Bilder lügen nicht – oder doch? Schenkt man Julien Fauberts Worten Glauben, dann ist das so. Denn dann hielt er nicht einst während eines Spiels des spanischen Rekordmeisters Real Madrid auf der Ersatzbank ein Nickerchen, sondern entspannte nur für kurze Zeit seine Augen.
Es geschah am drittletzten Spieltag der Saison 2008/09, während einer 2:3-Auswärtsniederlage bei Villarreal. Faubert, der unter Juande Ramos quasi Stammgast auf der Auswechselbank war, lümmelte sich neben dem ausgewechselten Rafael van der Vaart auf seinem Platz in der Schlussviertelstunde herum, ehe sein Kopf nach hinten sank und er für längere Zeit seine Augen schloss.
Eingeschlafen beim Real-Spiel? Faubert muss zum Rapport
Fauberts vermeintliches Nickerchen war in den Medien später ein großes Thema. Laut Faubert zu Unrecht, denn er habe nicht geschlafen, sondern lediglich "für 30 Sekunden seine Augen geschlossen".
"Sie dachten, ich sei sauer, weil ich nicht spielte und schon hieß es: 'Schaut mal, der Typ schläft'", sagte Faubert Jahre später bei The Athletic. Deswegen habe ihn anschließend auch der Klubchef Ramon Calderon ins Gebet genommen: "Der Präsident meinte, ich solle vorsichtiger sein, schließen seien überall Fotographen und Kameras. Ich habe definitiv aus der Sache gelernt."
Merkwürdig war Fauberts Verhalten so oder so, denn in der Schlussphase jenes Spiels wurde eigentlich beste Unterhaltung geboten. Villarreals 2:1-Führung glich Gonzalo Higuain in der 87. Minute noch aus, in der Nachspielzeit schockte Joan Capdevila die Gäste mit dem 3:2.
Ob Faubert nun recht hat oder nicht, die Episode passt gut zu einem Transfer, den im Prinzip niemand bis heute verstanden hat. Anfang 2009 holte ihn Real Madrid auf Leihbasis von West Ham United. Selbst dort hatte er zwar ordentlich gespielt, aber auch nicht wirklich Bäume ausgerissen. Nun sollte es also zu den Blancos gehen, wo Stars wie Fabio Cannavaro, Wesley Sneijder, Arjen Robben und Raul zockten?!
Anruf von Real: Faubert hatte "keine Zeit für diesen Scheiß"
Faubert selbst war komplett überrascht vom Interesse aus Madrid, wie er später im Interview mit The Athletic verriet. "Wir waren im Mannschaftsbus auf dem Weg zum Spiel gegen Fulham. Ich erhielt einen Anruf von einem Franzosen von Real Madrid und er sagte zu mir: 'Hi, ich arbeite für Real Madrid und wir müssen mit dir reden.' Ich sagte ihm, dass ich mich auf ein wichtiges Spiel vorbereiten muss und keine Zeit für diesen Scheiß hätte."
Er habe dann sein Telefon ausgeschaltet. "Nach dem Spiel schaltete ich es wieder an und sah ungefähr 30 SMS und 50 Nachrichten auf meinem Anrufbeantworter", schilderte der zehnfache Nationalspieler Martiniques. "Da wusste ich, dass es ernst war."
So nahm der Transfer am Deadline Day dann doch noch seinen Lauf. Des Rätsels Lösung: Real habe laut Faubert ursprünglich Antonio Valencia holen wollen, der aber hatte für den Sommer schon Manchester United zugesagt.
Notlösung Faubert absolvierte während seiner halbjährigen Leihe lediglich zwei Partien für Real. In Erinnerung blieben seine Leistungen nicht wirklich, dafür aber sein Nickerchen gegen Villarreal umso mehr.