Als Tourismus-Hochburg ist Dortmund nicht wirklich bekannt. Der heutige Milan-Star Rafael Leão erholte sich im Sommer 2018 trotzdem in Westfalen. Das jedenfalls wollte sein Berater später nach dem betont öffentlichkeitswirksamen Auftritt Fans und Medien weismachen.
Sport1-Reporter Oliver Müller erzählte die Anekdote im Podcast Die Dortmund-Woche: "Im August 2018, da tauchte Rafael Leão in Dortmund auf. Dabei erweckte er allerdings nicht den Eindruck, dass der Besuch eine geheime Sache ist. Normalerweise finden solche Vertragsgespräche am Flughafen oder im Hotel statt, Leão präsentierte sich allerdings auf dem Alten Markt in Dortmund – klischeehafter geht es nicht mehr. Er präsentierte sich so offensichtlich, dass jeder mitbekommen konnte: 'Er ist in Dortmund.'"
Rafael Leão sollte beim BVB bis 2023 unterschrieben haben
Hintergrund von Leãos Besuch in Dortmund: Der Flügelstürmer galt damals als herausragendes Talent beim portugiesischen Spitzenklub Sporting CP. Nach einem üblen Hooligan-Überfall auf das Trainingsgelände, bei dem unter anderem der ehemalige Bundesligastürmer Bas Dost verletzt wurde, kündigte Leão seinen Vertrag beim Traditionsverein aus Lissabon. Sehr zum Ärger der Sporting-Bosse, die gegen die Kündigung später rechtlich vorgingen.
Der damals 19-Jährige war also auf dem Markt und wollte nun Schwung in den Transferpoker bringen – mit dem BVB als Druckmittel. Müller führte aus: "Der Verein hat der Kündigung widersprochen, wollte für das Talent eine Ablöse haben, sollte er gehen. Leão und seine Berater wollten dann Bewegung in die Sache bringen und sind nach Dortmund gereist, um so zu tun, als würde ein Deal mit dem BVB kurz bevorstehen. Das ist ein ungewöhnlich frecher, aber lustiger Schachzug gewesen."
GettyDer Plan Leãos und seiner Entourage ging zumindest medial teilweise auf. So berichtete die portugiesische Sportzeitung A Bola, der Flügelstürmer habe beim BVB einen bis 2023 datierten Vertrag unterzeichnet. Bei der Borussia wusste man indes davon nichts. Laut Müller sagte der damalige Sportdirektor Michael Zorc einem Kollegen: "Wir kennen den Spieler natürlich, mehr ist da aber nicht dran."
Leãos Berater Nelson Almeida bestätigte den Ruhrnachrichten, dass es keine Verhandlungen mit der Borussia gegeben habe. Leão habe stattdessen nur besagten "Urlaub" in Dortmund gemacht.
Rafael Leão wechselte von Sporting zu OSC Lille
In jenem Sommer wechselte Leão schließlich tatsächlich, aber nicht zum BVB. Stattdessen heuerte er beim französischen Erstligisten OSC Lille an und entwickelte sich prächtig. Nach einer Saison dort schlug die AC Mailand zu und verpflichtete ihn für knapp 30 Millionen Euro Ablöse.
Für Milan absolvierte Leão seitdem 157 Pflichtspiele, in denen dem WM-Teilnehmer (18 Einsätze für Portugals Nationalmannschaft) 40 Tore und 34 Assists gelangen. Er hatte maßgeblichen Anteil an Milans Gewinn des Scudetto 2022 und wurde im Vorjahr zum Spieler der Saison in der Serie A gekürt.
GOALAktuell steckt Leão wieder in einem Poker. Sein Vertrag in Mailand läuft 2024 aus, die Rossoneri wollen unbedingt verlängern. Die Verhandlungen laufen bereits seit Monaten. Vor allem die unterschiedlichen Vorstellungen beim Gehalt sollen ein Stolperstein sein.
Verlängert Rafael Leão bei Milan?
Passend zu den stockenden Gesprächen wurde Leão in den letzten Wochen immer wieder als Neuzugang bei namhaften Vereinen gehandelt. Champions-League-Sieger Real Madrid, der FC Liverpool, PSG und auch der FC Bayern wurden in dem Zuge genannt.
Laut Gazzetta dello Sport sollen sich Milans Verantwortliche und Leão in den vergangenen Tagen aber angenähert haben und eine Verlängerung sei mittlerweile nahe.
Es sieht also so aus, als sei diesmal kein "Urlaubstrick" nötig, um am Ende ans Ziel zu kommen.